Schule für Gestaltung Bern
Die in den Jahren 1968 bis 1971 erbaute Kunstgewerbeschule von Willy Pfister und die 1940 eingeweihte Gewerbeschule von Hans Brechbühler bilden zusammen den markanten Brückenkopf am Ende der ansteigenden Lorrainebrücke. Zugleich sind die beiden sehr markanten Gebäude auch typische Zeitzeugen, die im Bauinventar als schützenswert bzw. erhaltenswert eingestuft werden. Die heutige Schule für Gestaltung besticht dabei durch die klare Gliederung in den abstrakten Hochbau mit zurückversetztem Attika, den Sockelbau mit den markanten Brüstungselementen sowie in das frei gestaltete Erdgeschoss mit der Aula und den umlaufenden Terrassen. Im Innern sind das offene Erdgeschoss, die über neun Geschosse durchgehende gegenläufige Treppenanlage, die noch original erhaltene Raumaufteilung mit den Schrankfronten sowie die eindrückliche Aula im Bericht der Denkmalpflege speziell erwähnt. Generell gilt es, dabei dem Substanzerhalt wenn immer möglich Rechnung zu tragen.
Gleichzeitig ist der Sanierungsbedarf des Gebäudes nach 50 Jahren Lebensdauer sehr hoch. Dies einerseits aufgrund der Tatsache, dass die ursprüngliche Konstruktion den heutigen Anforderungen betreffend Brandschutz, Erdbebensicherheit und Wärmedämmung in keinster Weise entspricht. Anderseits weisen insbesondere die für diesen Bau charakteristischen und speziell entwickelten Fenster grosse Mängel auf; die Fenster sind partiell undicht, die Mechanik ist zum Teil nicht mehr funktionstüchtig und es besteht erhebliche Verletzungsgefahr.
Das Grundproblem betreffend Raumklima und Behaglichkeit liegt jedoch nicht primär in den Alterserscheinungen der Konstruktion, sondern in den systemimmanenten Mängeln: Die Fensterprofile weisen keine thermische Trennung auf, das Dichtungssystem ist ungenügend, die Konstruktion ermöglicht höchstens eine Zweifachverglasung und der textile Sonnenschutz liegt auf der Innenseite. Im Sommer ist es folglich unerträglich heiss und im Winter äusserst kalt.
Neben den denkmalpflegerischen und technischen Vorgaben müssen aber auch die ökologischen und wirtschaftlichen Aspekte berücksichtigt werden. Dabei müssen neben den Instandstellungskosten auch die Unterhalts- und Betriebskosten während der zukünftigen Nutzungsphase in die Kostenbetrachtung einbezogen werden (Life Cycle Costs). Somit gilt es, konträre Zielsetzungen gegeneinander abzuwägen und durch gezielte, möglichst effiziente Eingriffe eine erhebliche und nachhaltige Verbesserung gegenüber der heutigen Situation zu erreichen. Aufgrund der Komplexität der Aufgabenstellung und der gegenseitigen Abhängigkeiten können dabei die einzelnen Massnahmen nur im Gesamtkontext schlüssig beurteilt werden. Dabei gilt es im Spannungsfeld zwischen energetischen Anforderungen und Behaglichkeitsansprüchen einerseits sowie denkmalpflegerischen und wirtschaftlichen Überlegungen anderseits die angemessene Lösung zu finden.
Im Rahmen des 50 jährigen Jubiläums der Schule für Gestaltung Bern Biel fand ein Gespräch mit Samuel Bünzli statt, in welchem diverse Themen im Zusammenhang mit dem Wettbewerb besprochen wurden. Das Video zum Gespräch, die BB:50 Session Nr.7:
BB:50 Session 007 from SfG BB on Vimeo.
Schulanlage Wolfsmatt Dietikon
Wohnüberbauung Hofwisen Gattikon
Die beiden Bestandesgebäude auf dem Areal Hofwisen prägen zusammen mit den angrenzenden Altbauten und den grosskronigen Bäumen den ländlichen Charakter dieses, gegenüber dem Sihltal leicht erhöht gelegenen, Weilers. Aufgrund der Vorgaben der Denkmalpflege bezüglich der beiden Schutzobjekte sowie der in der Kernzone A üblichen Schrägdachpflicht soll dieses Erscheinungsbild architektonisch gesichert und damit auch weiterhin gewahrt werden.
Ausgangspunkt für die Setzung der Neubauvolumen bilden die in ihrem Charakter zu erhaltenden Schutzobjekte sowie die beiden, die Auffahrt zur Scheune flankierenden, grossen Bäume. Die drei unterschiedlich ausgerichteten und proportionierten Neubauten bilden zusammen mit dem alten Wohngebäude ein erweitertes Ensemble und fassen in ihrer Mitte die Scheune mit dem Mehrzwecksaal sowie einen kleinen Platz. Durch die Verschiedenartigkeit der Dachformen und die unterschiedliche Geschossigkeit entsteht eine Siedlung, die trotz erhöhter Dichte auf die Bestandesbauten Rücksicht nimmt und sich dadurch sehr zurückhaltend in den ländlich geprägten Kontext einfügt. Dabei bezieht sich die städtebauliche Setzung auf historische Vorbilder, die geprägt sind von einem latent gefassten Dorfanger.
Währenddem der Aussenraum der Siedlung primär durch die beiden erhaltenen Nussbäume bei der Scheune und eine neue Linde beim Spielplatz geprägt wird, verweisen in den privaten Gärten und am Rand der Siedlung kleinkronige, mehrstämmige Bäume und Grosssträucher auf den eher gartenartigen Charakter. Das im Bestand prägende Element der Familiengärten entlang der nördlichen Parzellengrenze wird beibehalten. Durchgänge zum nördlichen Wohnquartier ermöglichen den Austausch mit der Nachbarschaft und erhalten die heute bereits bestehende Durchlässigkeit.
Das Zentrum der neuen Überbauung bildet der auch dem Quartier dienende Mehrzwecksaal in der über dem alten Stall neu errichteten Scheune. Über ein kleines Foyer und eine grosszügige Treppe gelangt man von der Sihlhaldenstrasse in den von der Holzkonstruktion des Dachstuhls geprägten Hauptraum im ersten Obergeschoss. Dieser kann rückseitig über die bestehende Auffahrt auch von aussen direkt erreicht und dadurch unterschiedlich bespielt werden. Das alte Wohngebäude wird umgebaut und enthält vier sehr unterschiedliche und spezielle Wohnungen. Im Erdgeschoss des Haupthauses befindet sich eine kleine 2 Zimmer-Wohnung, die auch als Atelier oder Büro genutzt werden kann, in den beiden Geschossen darüber je eine Wohnung mit niedrigerem Zimmertrakt und überhöhtem Wohnbereich im neu errichteten Annex.
Im Gegensatz zum Bestand zeichnen sich die kompakten Neubauten durch sehr klare durchgehende Strukturen aus. Die innenliegenden Treppenhäuser erschliessen jeweils drei bis vier Geschosswohnungen, die sich in ihrer Typologie und insbesondere in der Gestaltung der Wohn-Essbereiche stark unterscheiden. Dieser besteht im Haus A aus zwei einzelnen Zellen für Essküche und Wohnraum mit vorgelagerter Loggia, die um ein Zimmer angeordnet sind, welches aufgrund seiner Lage auch als Büro oder zusätzlicher Wonhbereich genutzt werden kann. Im Gebäude C sind die Küchen als Nischen Teil des offenen Wohn-Essbereiches. Im Haus B dagegen sind sie von diesem klar getrennt. Dank einzelnen Schaltzimmern und der modularen Grundstruktur können Wohnungen einfach zusammengelegt oder in ihrer Grösse verändert werden. Dadurch gelingt es auch, bei Bedarf auf sich ändernde Bedürfnisse reagieren zu können ohne die vorhandene Struktur verändern zu müssen.
Für die Neubauten wird eine einheitliche Bauweise vorgeschlagen, die mit Ausnahme der Gebäudehülle und der Dachkonstruktion aus gemauerten oder betonierten Wänden und Betondecken besteht. Im Bereich der Fassaden sind zwischen den tragenden Holzstützen vorfabrizierte Holzelemente vorgesehen, die aussen mit einer Schalung verkleidet werden. Die sehr gut gedämmte Aussenhaut leistet zusammen mit der hohen Speichermasse im Innern einen wesentlichen Beitrag für ein behagliches Raumklima.
Zentral für den Charakter der neuen Überbauung sind neben der städtebaulichen Setzung insbesondere die Dachformen und das Zusammenspiel unterschiedlicher Materialien. In Anlehnung an die Bestandesbauten und die Bestimmungen in der Kernzone A haben die Neubauten ebenfalls unterschiedlich geneigte Satteldächer mit Gauben. Die Dachformen folgen dabei den Gestaltungsprinzipien der historischen Gebäude und führen zusammen mit einer einheitlichen Materialisierung zu einem zurückhaltenden und ruhigen Erscheinungsbild der drei Neubauten. Diese unterscheiden sich durch das Fehlen der Dachüberstände, die Blechdächer mit integrierter Photovoltaik sowie die horizontalen Metallbänder im Bereich der Geschossdecken von den Altbauten und treten eigenständig in Erscheinung. Gleichwohl gelingt es durch die lasierten Holzschalungen und die Volumetrie angemessen auf den Bestand mit seinem eigenen Charme zu reagieren und diesen selbstverständlich in das neue Ensemble einzubinden.
Areal Oberdorf Bassersdorf
Das Grundstück der Terracom AG im Zentrum von Bassersdorf bildet den Abschluss der historischen Bebauungsstruktur entlang dem Altbach, welche sich durch den Wechsel von traufständigen und giebelständigen Gebäuden auszeichnet. Gleichzeitig bildet es im Osten die Hangkante und nimmt somit auch eine topografisch bedeutende Stelle ein. Das Projekt führt das vorhandene Bebauungsmuster entlang dem Altbach und die damit verbundene Massstäblichkeit weiter und bildet im Osten zugleich einen markanten Abschluss dieser historisch gewachsenen Struktur. Dadurch gelingt es einerseits der Lage des Grundstückes am Rande des Dorfkerns Rechnung zu tragen und anderseits die angestrebte Ausnützung annähernd zu erreichen.
Durch die Setzung entsteht ein halböffentlicher lärmgeschützter Hof welcher eine neue Verbindung vom Fussweg entlang des Altbachs ins südlich angrenzende Wohnquartier schafft. Der gepflästerte Hof wird geprägt durch die angrenzenden Bauten mit ihren grosszügigen Terrassen und dem von Hecken gefassten, leicht erhöhten Lindenhain. Durch dieses zentrale Element gelingt es den Hof zu zonieren, die Aufenthaltsqualität zu steigern und Orte mit sehr unterschiedlichem Charakter zu schaffen.
Mit Ausnahme der Erdgeschossnutzungen entlang dem Altbach werden alle Häuser über den zentralen Hof erschlossen. Neben den Hauseingängen befinden sich dort auch kleinere Geschäfte, Werkstätten, Ateliers und im Bereich des Hofzugangs eine Cafébar. Die wenigen Erdgeschosswohnungen liegen entweder im Hochparterre oder an geschützter Lage im Südwesten. An der dem Lärm exponiertesten Stelle im Nordwesten befinden sich Kleinwohnungen, 3.5 Zimmerwohnungen sind mehrheitlich im Hauptgebäude im Osten angeordnet und die Familienwohnungen liegen in den Gebäuden am Stiegweg. Die Grundrisse der beiden Gebäude entlang der Winterthurerstrasse sind geprägt von der Lärmproblematik. Entlang der Strasse sind die Treppenhäuser, die Nasszellen und die Essküchen angeordnet. Die Zimmer und Wohnbereiche mit den vorgelagerten Loggien und durchgehenden Terrassen befinden sich auf den lärmabgewandten Seiten gegen Süden und Westen und haben somit eine optimalen Exposition. Im Gegensatz dazu sind die Wohnungen im Haus am Stiegweg um ein zentrales Treppenhaus organisiert und die Wohn-Essbereiche mit der Loggia profitieren von der zweiseitigen Ausrichtung an den Gebäudeecken.
Die äussere Erscheinung der Gebäude ist geprägt durch die massiven Sockel und die sich abzeichnenden Decken der Obergeschosse. Im Gegensatz zu den hellen, lasierten Betonelementen werden für die Fenster, Geländer und Verkleidungen ausschliesslich dunkle Metallbauteile verwendet. Dadurch wird die horizontale Gliederung der Bauten zusätzlich betont und verleiht ihnen eine schlichte Eleganz. Im Innern ist die Materialisierung und Farbgebung mit Ausnahme der Eichenböden sehr zurückhaltend. Die Decken und Wände sind verputzt und die Fenster und Türen gestrichen.