Das ehemalige Lehrerinnenseminar Bernarda liegt in ausgezeichneter Lage oberhalb des Zugersees. Der nach amerikanischem Vorbild konzipierten Schulanlage der Zuger Architekten H.A. Brütsch und A. Stadler / L. Hafner und A. Wiederkehr aus den späten 50er Jahren fehlte zwar der Glanz und die Ausstrahlung, welche die Orginalaufnahmen des Luzerner Architekturfotografen Peter Ammon so eindrücklich vermitteln, die Qualitäten des Ensembles war jedoch auch nach Jahrzehnten der Nutzung noch erkennbar.
Aufgrund der vorgefundenen Situation, dem Studium der umfangreichen Plangrundlagen und insbesondere der Kraft der historischen Schwarz-Weiss-Aufnahmen war bereits auf Wettbewerbsstufe klar, dass der Umgang mit dem Bestand von Respekt und Rücksichtnahme geprägt sein musste. Die strikten Vorgaben der Denkmalpflege bestärkten uns in unserer Haltung und unserem Bestreben, die Qualitäten der ursprünglichen Anlage trotz massiven Eingriffen zu erhalten, als Einheit wieder herzustellen und in neuem Glanz aufleben zu lassen.
Die geschützten Gebäudeteile Mensa, Kapelle/Aula und der Schulhaustrakt sowie die dazugehörigen verglasten Verbindungsgänge mussten erhalten bleiben. Mit dem Ziel, die stimmige Anordnung der ursprünglich fünf, in ihrer Volumetrie sehr unterschiedlichen, Gebäude um eine, zum angrenzenden Landschaftsraum hin offene, Mitte zu erhalten, durften die bestehende Turnhalle und das ehemalige Wohngebäude der Seminaristinnen nur in annähernd gleicher Grösse ersetzt werden und die neue Zweifachturnhalle musste zwingend unterirdisch zu liegen kommen.
Prägend für den architektonischen Ausdruck der einzelnen, stark individualisierten Gebäudetrakte waren übergeordnete Gestaltungsprinzipien. Die Hauptfassaden der klar gerichteten Volumen waren alle durch umlaufende gestrichene Betonrahmen gefasst. Die jeweiligen Füllungen, die Ausformulierung der Sockelbereiche sowie die Dachformen waren jedoch sehr unterschiedlich gestaltet, so dass jedes Gebäude und somit jede Nutzungseinheit gleichwohl einen eigenen Ausdruck erhielt.
Die beiden oberirdischen Neubauvolumen führen diese Prinzipien in der Tradition der Bestandsbauten weiter und werden dadurch sehr selbstverständlich zu einem Teil des übergeordneten Ganzen. Dabei orientiert sich der neue Schulhaustrakt mit seinem Flachdach, der ganz klaren Volumetrie und der einheitlichen Fassadengestaltung stärker an der Kapelle als die oberirdische Turnhalle. Diese bezieht sich volumetrisch eindeutig auf das alte Schulgebäude mit seinen ineinander geschobenen Betonrahmen und den unterschiedlich geneigten Pultdächern.
Als offensichtlich neues architektonisches Element treten einzig die quadratischen, in einem regelmässigen Raster angeordneten Oblichter der unter dem zentralen Grünraum angeordneten Doppelturnhalle in Erscheinung. Sie bilden die minimalistische Fassade des sechsten, quasi unsichtbaren Individuums und verleihen der Mitte der Anlage ein der veränderten Nutzung angemessenes neues Gesicht.
Aufgrund der Bedeutung Ernst Cramers für die Schweizer Landschaftsarchitektur der Nachkriegszeit waren die Vorgaben der Denkmalpflege hinsichtlich der Umgebungsgestaltung noch strikter als die städtebaulichen Bestimmungen. Die durch ihre reduzierte, geometrische Formensprache ausgezeichnete Anlage sollte in ihren wesentlichen Teilen erhalten und wo erforderlich wieder hergestellt werden. Neben den grösstenteils noch vorhandenen Elementen des terrassierten Studiengartens im Westen der Anlage, der Wasserbecken im Bereich des südlichen Verbindungsganges und der zentralen Spielwiese mit ihren präzisen Böschungskanten musste insbesondere der Eingangsplatz mit seiner markanten Bänderung rekonstruiert werden. Dieser bildet heute wieder die kraftvolle Schwelle zwischen der Umgebung und dem baulichen Ensemble. Im Übrigen galt es, die Bepflanzung auf das ursprüngliche Mass zu reduzieren, um die wenigen bewusst eingesetzten Gestaltungselemente in ihrer Wirkung und im Zusammenspiel mit der Architektur und der sie umgebenden Landschaft zu stärken.
Bauherrschaft
Kanton Zug
Standort
Menzingen
Art
Umbau + Erweiterung
Nutzung
Bildung
Status
Realisiert
Wettbewerb
2010, 1. Preis
Ausführung
2015-2018
Kosten BKP 1-9
78'600'000 CHF
Gebäudevolumen (GV)
86'000 m³
Geschossfläche (GF)
19'650 m²
Baumanagement
b+p baurealisation ag
Bauingenieur
Aerni + Aerni Ingenieure AG
Landschaftsarchitekt
Vogt Landschaftsarchitekten AG
Farbgestaltung
Andrea Burkhard
Fotograf
Georg Aerni / Sebastian Grundgeir
Grafik am Bau
HinderSchlatterFeuz Grafik